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Kungsleden
6-7d, 105km
Mittel
Warme Kleidung, Regenhose, Regenjacke, 50-70L Rucksack, Wanderstöcke, Taschenlampe/ Kopflampe, Draybags, Powerback, Nahrungsmittel für 6-7 Tage.
Hüttentour:
Hüttenschlafsack, Hausschuhe.
Zelten:
Sturmfestes Zelt, Isomatta (R-Wert > 2,5), warmer Schlafsack (Komforttemperatur: Juni-Aug. 6°C, Sep. < 0°), Kochutensilien, Mosquitoschutz.
Mitte Juni – Mitte September
Anreise mit Bus von Kiruna nach Nikkaluokta in 1,5h. Abfahrt von der Kiruna Busstation um 10 und um 15 Uhr. Das Ticket kostet 210 SEK (ca. 20€). Onlinebuchung erforderlich.
Abreise von Abisko Turiststation per Zug oder Bus in 1,5h nach Kiruna. Der Ticketpreis beläuft sich auf 197 SEK (ca. 20€). Onlinebuchung erforderlich.


Fernwandern auf dem Kungsleden in Schwedisch Lappland
Der Kungsleden bzw. Königsweg ist Schwedens bekanntester Fernwanderweg. Dieser ist mehrere Hundertkilometer lang und unterteilt sich in einen nördlichen und einen südlichen Abschnitt. Bei der hier beschrieben Fernwanderroute handelt es sich um einen Teilabschnitt des Nördlichen Kungsleden von Nikkaluokta nach Abisko und wird im Folgende als Kungsleden bezeichnet. Die Alternative Bezeichnung ist Dag-Hammarsjköldslenden. Mit einer Länge von 105km können 6-7 Wandertage eingeplant werden. Dabei sind die Tagestouren zwischen 12 und 20km lang.
Zusammenfassend führt diese Tour von Nikkaluokta im Osten der Skanden zunächst nach Westen hinein in die einzigartige Hochebene Schwedisch Lapplands. Sodann geht es nordwärts durch das Tal des Tjäktjajåkkas, über den 1150m hohen Tjäktjapass in das Alisvággital, weiter vorbei an einigen großen Seen und zuletzt hinab sowie mitten durch den Abisko Nationalpark bis nach Abisko. Die Wegmarkierung entspricht der Beschilderung einzelner Etappenziele. Darüberhinaus dienen Steinmänner der Orientierung.

Neben harschen Wetterverhältnisse hat der Kungsleden eine vielfältige Fauna zu bieten. Hierzu zählen unter anderem Rentiere, denen man mit Sicherheit begegnen wird. Mit etwas Glück kann man Elche in den bewaldeten Regionen beobachten. Vielfraße und Fjällhühner findet man in der Hochebene vor. Die Flora ist an die Umgebung angepasst, das heißt in tieferliegenden Gefilden findet man Sträucher und Birkenwälder vor, wohingegen die Hochebene nur noch kleinere Pflanzen, Beeren und Moose aufweist.

Anforderungen
Der Kungsleden befindet sich oberhalb des Polarkreises. Wettertechnisch bedeutet dies in den Sommermonaten Höchsttemperaturen von 12-20°C. Wobei es in der Hochebene in der Regel kühler ist. In der Nebensaison von Anfang bis Mitte September fallen die Temperaturen bereits merklich. Hier können Tagestemperaturen zwischen 0 und 12°C erwartet werden. Nachts kann es vor allem in der Hochebene bereits frieren. Grundsätzlich muss auf dem Kungsleden auch im Sommer mit jeglichen Wetterformen gerechnet werden. So kommt es vor, dass es an einem Tag schneit, regnet und sonnenwarm ist. Es ist daher unabdingbar, dass man eine gute Regenjacke sowie Regenhose dabeihat. Seid auf schlagartige Wetterwechsel gefasst!
Es ist anzumerken, dass auf dieser Fernwanderung Bäche und Flüsse durchfurtet werden müssen! Im Frühsommer sind die Flüsse durch die Schneeschmelze deutlich höher gefüllt als im Spätsommer. Dies sollte bei der Planung berücksichtigt werden. Dennoch sind die überwiegende Flussquerungen überbrückt. Zudem befinden sich neben den bewirtschafteten Hütten noch zwei kleine Schutzhütten, die bei Unwetter Schutz bieten.

Ob mit oder ohne Zelt ist mit einem großen und schweren Rucksack zu rechnen, da man seine Verpflegung für den gesamten Weg mitschleppen muss. Dies ist neben der höheren Belastung durch mehr Gewicht eben auch beim Halten des Gleichgewichts während der Furten und auf den Bohlenwegen zu berücksichtigen.
Zelt oder Hütte
Vielen stellt sich die Frage, ob man den Kungsleden mit dem Zelt bewandern oder auf Hütten übernachten sollte. Wer Zelten möchte, benötigt gute Ausrüstung. Das Zelt muss leicht und sturmfest sein, Kochutensilien müssen berücksichtigt werden und es werden ein adäquater Schlafsack (Komforttemperatur unter 0°C) sowie eine gut isolierende Isomatte (R-Wert > 2,5) benötigt. Somit wird der Rucksack bei einer Zelttour entsprechend schwerer; man kann mit 16-20kg rechnen. Auf diese Ausrüstung kann auf bei einer Hüttentour gänzlich verzichtet werden. Es wird lediglich ein Hüttenschlafsack gebraucht. Wer an den Hütten zeltet, kann gegen eine Gebühr die Infrastruktur nutzen; dies gilt es jedoch vorher zu erfragen. Wer mit Zelt reist, ist grundsätzlich flexibler unterwegs, hat aber weniger Komfort. Insbesondere das Trocknen von Kleidung und Schuhen ist in der kühlen Nebensaison essentiell und quasi nur auf den Hütten möglich.

In den Sommermonaten plagen den Wanderer unzählige Mücken, die Temperaturen sind dafür deutlich milder und es sind eine Vielzahl mehr Wanderer unterwegs. Wer es eher einsamer mag, setzt auf die kühlere Nebensaison mit weniger Menschen und keinen Mücken. Somit bietet sich das Zelt als günstigere Alternative vor allem in den Sommermonaten Juli und August an. Der Wechsel zwischen Zelt und Hütte ist ebenfalls eine gute Alternative.
Das Allemansrätten (Jedemannsrecht) erlaubt es, die Natur in gewisser Weise und unter Beachtung von Grundregeln zu nutzen. Hierzu zählt zum Beispiel das Aufschlagen eines Zeltes und das Feuermachen. Somit darf entlang des Kungsleden wild gezeltet werden. Ausnahmen bilden zum einen der Abisko Nationalpark, wo nur an ausgewiesenen Stellen gezeltet werden darf, und zum anderen das Zelten in der Nähe von Hütte, wenn man nicht dafür bezahlen möchte.
Das Hüttenleben auf dem Kungsleden
Entlang des Abschnitts zwischen Nikkaluokta und Abisko sind neben der Start- und Endunterkunft sechs weitere Hütte unterschiedlicher Größe und Infrastruktur im Abstand von 10 bis 20km vorhanden. Grundsätzlich sollten alle Hütten im Voraus online gebucht und bezahlt werden, da eine spontane Vorortbuchung nicht bzw. nur in Ausnahmefällen möglich ist. Ohne Mitgliedschaft im STF (Svenska Turistföreningen) sind pro Person je Übernachtung 600 SEK (etwa 60€) fällig. Mitglieder sparen 100 SEK (etwa 10€).

Alle Hütte haben Mehrbettzimmer, einen Trockenraum und einen Aufenthaltsraum mit Küche. Es sind zahlreiche Kochutensilien vorhanden wie Töpfe, Pfannen, Besteck, Teller, Gläser etc. Gekocht wird mit Gas. Frischwasser („Vatten“) muss man mit großen Eimern aus dem naheliegenden Fluss holen. Waschwasser („Slask“) wird in einem separaten Eimer gesammelt und außerhalb der Hütte in einer dafür vorgesehenen Holzpyramide entsorgt, sodass Schädlinge von der Hütte ferngehalten werden. Da keine der Hütten eine Dusche aufweist, muss man sich bei Bedarf im Fluss waschen. Dies macht man entweder flussabwärts oder an Stellen mit der Kennzeichnung „Tvätt“. Auf allen Hütten wird mit Holz geheizt. Hierfür muss man aus einem Holzschuppen entsprechende Holzblöcke entnehmen, zurecht sägen und spalten.

Die Toiletten sind einfach gehaltene Plumpsklos mit etwas Entfernung zur Hütte. Grundsätzlich muss man sagen, dass sie recht sauber sind. Dies funktioniert vor allem auch durch einen Styropor-Sitz, den man mit vorhandenem Reiniger säubern muss. Zudem sind Desinfektionsmittel vorhanden. Mit Ausnahme der Singi und der Tjäktja Fjällstuga haben alle weiteren Hütten jeweils einen kleinen Shop mit Basics wie Fertiggerichte, Süßigkeiten sowie Hygiene- und Funktionsartikel. Die Bezahlung ist mit Kreditkarte möglich und dem Bargeld vorzuziehen. Internetempfang gibt es nur bis zur Kebnekaisehütte und dann erst wieder in Abisko!
Tourenbeschreibung
Tag 1: Nikkaluokta – Kebnekaise Fjällstation (19km; 6h)
Wir beginnen den ersten Wandertag an der Busstation in Nikkaluokta gegen 11:30 Uhr. An der knallroten Holzhütte präparieren wir uns noch für den Weg bevor es losgeht. Über einen Schotterweg gelangen wir zum eigentlichen Startpunkt, der durch ein „Tor“ aus vier roten Balken mit der Beschilderung „Kebnekaise“ markiert ist. Fortan laufen wir gemächlich ohne große Höhenunterschiede durch Birkenwald.

Die Berge des schwedischen Fjälls stets im Blick wandern wir in das Tal des Ladtjojåkkas, queren die erste Hängebrücke und erreichen nach 1 1/4h den Bootsanleger am Ladtjojaure. Hier befindet sich zudem ein Café. Die Bootsfahrt kostet 380 SEK (ca. 39€) und dauert etwa 20-30 Minuten. Somit kann man sich 5km entlang des Ladtjojaure sparen. Wir fahren zunächst quer über den See. Im zerklüfteten Seeabschnitt müssen wir einmal aussteigen, da das Boot sonst nicht über den recht Flachen Seeabschnitt fahren kann. Nachdem wir auf der anderen Seite wieder eingesammelt worden sind, fahren wir mit guter Geschwindigkeit durch kurvenreiches Gewässer bis wir am Ende des Ladtjojaures abgesetzt werden.
Nun wir der wandern wir weiter über steinigere Pfade. Immer wieder sind morastige Abschnitte durch Bohlenweg erleichtert. Der Weg beginnt langsam, an Höhe zu gewinnen. Im unteren Tal beobachten wir eine Elchkuh im hohen Gras. Ein Glück für uns, denn Elche sieht man hier in der Gegen eher selten, wie uns später berichtet wurde.

Nach einer Weile gelangen wir an den Canyon des Darfájohka, der sich bis ins Tal hinabschlängelt. Wir überqueren diesen über eine kleine Hängebrücke und erreichen die geschützt liegende Kebnekaise Fjällstation in guten 20 Minuten. Wir füllen hier unser Wasser auf und wandern noch einige Minuten weiter, bis wir einen schönen wie aussichtsreichen Platz für unser Zelt gefunden haben. Nachdem das Zelt aufgebaut, die Heringe mit dicken Steinen beschwert und der Kocher windgeschützt aufgebaut worden ist, ließen wir den ersten Tag ausklingen.

Tag 2: Kebnekaise Fjällstation – Singi Fjällstuga (14km; 6h)
Der zweite Tag beginnt für uns bereits nachts. Es stürmt und regnet stark, aber unser Zelt hält stand. Um 8 Uhr entscheiden wir uns, trotz anhaltendem Regen aufzubrechen. Die Wolken hängen tief in Bergen, der Weg ist matschig und ein schöner Regenbogen durchzieht das Tal. Nach wenigen Minuten überqueren den Canyon des Kittelbåckens über eine große Hängebrücke mit dramatischem Rückblick ins Tal des Ladtjojåkkas. Weiter geht es im seichten Aufstieg vorbei am hervorstechenden Berg Tuolpagorni hinein in das schmaler werdende und wunderschöne Tal.

Über einen kleinen Steg überqueren wir den Siellajohka. Sodann wird es sumpfiger unter den Füßen. Parallel zum Ladtjojåkka durchqueren wir ein Tal aus steilen Felswänden mit einer Vielzahl schöner Wasserfälle. Steinig Pfade, nasses bis sonniges Wetter, einige Bachquerungen, einzelne kleinere Seen sowie ein sich weitendes Tal prägen den letzten Abschnitt bis zur Singi Fjällstuga. Die kleine Singi Hütte befindet sich im breiten Tal des Tjäktjajåkkas und ist ein Kreuzungspunkt des klassischen Kungsleden und der hier beschriebenen beliebten Kurzversion.

Tag 3: Singi Fjällstuga – Sälka Fjällstuga (12km; 5,5h)
Am dritten Wandertag geht es von Singi aus nordwärts auf dem Kungsleden weiter. Das Wetter ist leicht regnerisch, windig und bedeckt. Wir wandern zunächst leicht ansteigend über einen steinigen Pfad mitten durch das weite Tal des Tjäktjajåkkas. Das Landschaftsbild ist geprägt von Moosen, kleinen Sträuchern und Beeren. Die Berge weisen in Gipfelnähe bereits Schnee auf, was zu einem schönen Kontrast zum bunten Fjäll führt. Auf der Höhe einer roten Hängebrücke biegen wir in einem Rechtsbogen in das sich weitende Tal und folgen dem Pfad. Hier treffen wir auf eine Herde Rentieren, der wir ungewollt auf etwa 20 Meter nahekommen. Wir bewegen uns leise und langsam vorwärts, werden aber dennoch wahrgenommen. Mehr als einen kritischen Blick haben die Rentiere nicht übrig für uns. Besonders auffällig ist das knallrote Geweih, welches die Rentiere alsbald aus energetischen Gründen abwerfen werden.

Weiter geht es entspannt durch das immer breiter werdende Tal. Wir passieren den Abzweig zur Kebnekaisehütte und überqueren einige Bäche bis wir die kleine Schutzhütte Kuoperjåkka erreichen. Hier wärmen wir uns kurz auf und essen etwas. Anschließend überqueren wir einen schönen Canyon, der durch den Guobirjohka gebildet wurde.

Nun geht es wieder eine Weile bergauf bis wir an den Abzweig zum Nordkalottleden gelangen, welche wir durch den Wegweiser Duolbanjunni erkennen. Wir verbleiben auf dem Weg Richtung Sälkastugorna und werden kurzerhand mit wahnsinnigem Weitblick über die vor uns liegende Ebene belohnt.

Es folgt ein kurzer Abstieg in die Ebene, vorbei am Rentierzaun, über Bohlenwege und über eine große Hängebrücke. Wir nähern uns dem Tjäktjajåkka und steigen sodann langsam, aber kontinuierlich auf zur Sälka Fjällstuga. Der Restliche Weg zur Hütte ist nochmals recht matschig und zum Teil durch Bohlenweg entschärft. Allerdings ist das Landschaftsbild hier nochmals besonders eindrucksvoll.

Tag 4: Sälka Fjällstuga – Tjäktja Fjällstuga (12km; 5,5h)
Der vierte Wandertag ist der matschigste von allen. Unsere Tagesetappe führt uns von der Sälkahütte aus weiter Richtung Norden. Bis zum Tjäktjapass wandern wir parallel zum Tjäktjajåkka und überqueren einige kleine Bäche, wandern über Bohlenwege, unter denen das Wasser tiefsteht, und schreiten über steinige sowie felsige Abschnitte voran.

Am Talende steigen wir unter Schneefall steil bergauf. Der Boden ist rutschig und im steilen Gelände spüren wir das Gewicht des Rucksacks sehr deutlich. Nachdem wir augenscheinlich den Pass erreicht haben wurden wir eines Besseren belehrt. Nach dem Steilanstieg folgt noch ein weiterer Anstieg mit geringerer Steigung, was wir zuvor nicht sehen konnten. Dennoch bekommen wir eine schöne Aussicht geboten. Der Rückblick ins Tal des Tjäktjajåkkas ist sicherlich ein Tourenhighlight, wenngleich wir dieses unter starkem Wind und gesteigertem Schneefall genießen müssen. Das Wetter zwingt uns förmlich, weiter bis zur Schutzhütte auf dem Pass zu laufen. Hier wärmen wir uns auf und stärken uns mit Kaffee und Riegeln.

Beim Abstieg zur Tjäktjahütte ist die Sicht für uns vielleicht 50m weit. Der Schnee fliegt uns waagerecht ins Gesicht, sodass wir diesen Abschnitt nur schwerlich genießen können. Zum Glück können wir im steinigen Gelände immer wieder große Steinmänner erkennen, die uns den Weg weisen. Ein wesentlicher Teil des Wegs zur Tjäktja Fjällstuga verläuft über Bohlenweg, weshalb es uns nicht schwerfällt, uns zu orientieren. Die Berge um uns herum können wir nur erahnen. Kurz vor der Hütte biegen wir links von der Wanderroute ab und bewegen uns Richtung Hängebrücke. Diese überqueren wir mit schöner Aussicht auf die darunterliegende Schlucht. Bis zur Tjäktja Fjällstuga sind es nun nur noch wenige Meter. Erst am Ziel erblicken wir die Pracht eines wunderschönen Wasserfalls unterhalb der Hütte.

Abstecher von der Tjäktja Fjällstuga
Da wir bisher wenig vom Tal und der Umgebung sehen konnten, haben wir uns entschlossen, zu späterer Zeit und bei besseren Sichtverhältnissen die Umgebung ohne Rucksack zu erkunden. Der Hüttenwirt hat uns empfohlen, querfeldein auf die Bergwand hinter der Hütte zu laufen. Dies taten wir dann auch und bekamen erstaunliche Weitsicht geboten und dies sogar bis zur Schutzhütte auf dem Tjäktjapass. Das Landschaftsbild ist ein frühwinterliches. Ein Abstecher zu einem Vorsprung nördlich der Hütte ist ebenfalls sehr zu empfehlen, da man einen wesentlichen Teil des Alisvággitals und somit des folgenden Wandertags erblicken kann. Zuletzt kann ich euch den Abstieg zum Wasserfall nahelegen, wenn ihr nicht ohnehin zum Wasserholen hinabsteigen müsst.

Tag 5: Tjäktja Fjällstuga – Alesjaure Fjällstuga (13km; 5h)
In der Nacht hat es nochmals stark geschneit, so dass wir in einer schönen und vereisten Landschaft in den fünften Wandertag starten. Zunächst laufen wir über die prächtige Hängebrücke zurück auf den Kungsleden-Wanderpfad. Glücklicherweise unterschreiten wir in wenigen Metern Abstieg die Schneegrenze. Der folgende Weg führt uns hinein in das breite Alisvággital, durch das sich der Fluss Aliseatnu schlängelt. Hier erwarten uns Heidelandschaften, einige Bach- und Flussquerungen, viel sumpfige sowie steinige Pfade, Bohlenwege und ab und zu ein kleines Sonnenfenster. Letzteres nutzen wir auf einer Anhöhe mit einem auffälligen, großen Stein für eine ausgedehnte Kaffeepause.

Der Weg steigt nun allmählich an und biegt nach rechts. Wir wende uns quasi vom Aliseatnu ab und gelangen als nächstes zum Canyon des Bossusjåkka. Dieser wird wie gewohnt von einer massiven Hängebrücke überwunden. Der Himmel klart auf und die Sonne scheint das erste Mal intensiv in das Fjäll hinein. Prompt wirken die herbstlichen Farben deutlich ausgeprägter. Der letzte Abschnitt bis zur Alesjaure Fjällstuga entspricht einem entspannten Abstieg durch Heidelandschaft mit schönem Ausblick auf den stark meandrierten Fluss. Die Fjällstation sehen wir bereits aus weiter Entfernung auf einer Anhöhe platziert. Dahinter bildet der türkise Alisjärvi ein starkes Kontrastbild.

Zu guter Letzt müssen wir den Aliseatnu über eine Hängebrücke überqueren, um kurz und steil ansteigend zur Alesjaure Fjällstuga zu gelangen. Hier kann ich euch nur empfehlen, das Hüttenplateau in alle Richtungen zu erkunden, da ihr so ungeahnte Aussichten erhaltet. Vor allem der Felsvorsprung oberhalb des meandrierten Aliseatnu bietet einen der schönsten Ausblicke des Kungsleden.

Tag 6: Alesjaure Fjällstuga – Abiskojaure – Abisko (35km; 11h)
Den letzten Wandertag beginnen wir bereits um 6 Uhr in der Früh. Alles ist zugeschneit und kalt. Der Himmel ist stark bedeckt. Da die Bootsaison seit Ende August vorbei ist, können wir keine 6km abkürzen. So wandern wir westlich um den kühl wirkenden Alisjärvi herum. Der Weg führt uns über einen steinig-matschigen Pfad mit vielen Holzbohlenabschnitten durch knie- bis schulterhohe Gewächse mal mehr mal weniger nahe am Wasser entlang. Bis zum nördlichen Bootsanleger passieren Wir einen Strandabschnitt, begegnen Fjällhühnern, die sich im Gestrüpp verstecken, und durchfurten einen breiteren, aber nicht sehr tiefen Bachlauf. Am Bootsanleger machen wir eine erste intensive Pause an einem Unterstand.

Weiter geht es im seichten Anstieg über eine unverändert schönen, aber eisigen Pfad vorbei an den Seen Radujärvi und Miesákjärvi. Dabei kommen wir an einigen spektakulären Aussichtspunkten vorbei. Die Berge werden von vereinzelnden Sonnenstrahlenbündel durch eine dichte Wolkendecke beleuchtet, was für eine unfassbare Atmosphäre auf dem recht einsamen Pfad sorgt. Lediglich Rentiere kreuzen unseren Weg auf den vereisten Holzbohlen. Der letzte kleine Anstieg führt uns kurz dem Rentierzaun zum letzten Aussichtspunkt bevor wir die Schneegrenze unterschreiten werden. Hier können wir in der Ferne noch den See Àhpparajärvi sehen.

Nun folgt der Abstieg aus der schwedischen Hocheben. Durch eine bunte Heidefläche leitet uns ein Pfad östlich um den kegelförmigen Berg Gárddenárri herum. Der Wanderweg wird nun deutlich steiniger. Alsbald erreichen wir die Baumgrenzen.

Fortan steigen wir besonders aussichtsreich Richtung Abisko Nationalpark ab. Nach dem offenen Abstieg gelangen wir in einen lichten Birkenwald hinein. Zunächst müssen wir die Hängebrücke über den Siellajohka überqueren. Nach kurzer Zeit passieren wir das Eingangsschild des Nationalparks. Die Zugangsbrücke zur Abiksojaure Fjällstuga erreichen wir nach einem gemütlichen Gang ohne große Steigungen durch teils offene teils bewaldete Flächen.

Abisko Nationalpark
Ab der Abiskojaure sind es noch 14km bis zum Ende des Kungsleden. Wir wandern am Abiskojärvi entlang. Dabei wird der Weg immer bewaldeter und unspektakulärer. Viele Bohlenwege sind Doppel- oder gar Vierspurig. Dies scheint sicherlich bei vielen Tagestouristen sinnvoll zu sein, jedoch empfinde ich es als störend und unschön. Am Ende des Sees fließt der Abiskojåkka als breiter Fluss weiter Richtung Norden. Diesem folgen wir quasi durchgehen, überqueren dabei noch zwei Brücken, ein freies Zeltlager, eine schöne Flussschleifen und ein paar kleine Aussichtspunkte. Am Tourenende erwartet uns noch ein absolutes Highlight.

Der Abiskojåkka fließt durch einen langen und spektakulären Canyon. Teilweise kann man sogar auf den Felskanten laufen ohne großes Risiko einzugehen. Diesen Canyon zu erkundigen ist selbst nach knappen 35km Wandern noch Pflichtprogramm! Zuletzt führt ein schmaler Weg am oberen östlichen Rand des Canyons bis zum Ausstieg des Kungsleden. Wir folgen der Straße kurz bis zum Bahnhof bzw. der Busstation, wo wir diese Traumtour erschöpft, aber glücklich beenden.
Mein Fazit
Der Kungsleden ist ein außergewöhnlicher Fernwanderweg mit sehr abwechslungsreichen Abschnitten. Die Chance, Wildtiere zu beobachten, ist recht gut, das Hüttenleben in seiner reduzierten Lebensweise ist sehr spannend, die Natur erscheint außergewöhnlich. Vor allem der beginnende Herbst zeigt sich wunderbar farbenfroh und überrascht mit Schnee. Die Wetterverhältnisse sind harsch und ändern sich in wenigen Minuten. Technisch ist der Kungsleden unschwierig, weshalb er sich gut für Einsteiger eignen könnten. Dennoch würde ich Anfängern aufgrund der harschen Wetterbedingungen, der Rucksackproblematik und der doch anspruchsvolleren Ausrüstung eher einen einfacheren Fernwanderweg nahelegen. Bucht Hütte unbedingt im Voraus, sonst habt ihr auf der Wanderung das Nachsehen, wenn diese ausgebucht sind.