Startseite » Europa » Großbritannien » West Highland Way

Startseite » Europa » Großbritannien » West Highland Way

West Highland Way

Der West Highland Way (WHW) ist wohlmöglich der schönste und vielseitigste Fernwanderweg Schottlands. Von Milngavie führt der Weg entlang des Nationalparks Loch Lomond & The Trossachs durch Moor und Wälder mitten hinein in die Highlands bis nach Fort William.

6-8 Tage, ca. 152km

Einfach

Zelt, Mosquitoschutz

Juni – Oktober

Mit Zug oder Bus von Glasgow nach Milngavie. Zurück mit Zug von Fort William nach Glasgow.

4.5/5

Der West Highland Way: Fernwanderung durch die schottischen Highlands

Der West Highland Way (WHW) erstreckt sich von Milngavie nahe Glasgow bis Fort William im Westen der schottischen Highlands über eine Distanz von etwa 150km. Aufgrund seiner geringen Höhen, die es zu überwinden gilt, und der Möglichkeit nahezu überall sein Zelt aufschlagen zu können, eignet sich dieser Trek besonders für Anfänger. Allerdings kommen auch erfahrene Wanderer auf ihre Kosten. Der Trek bietet neben den sogenannten Lochs, eine Vielzahl von Aussichtspunkten, urige Wälder und Moorlandschaften sowie die Weiten der Highlands. Die beste Zeit zur Wanderung ist von Juni bis Oktober, wobei zu erwähnen ist, dass das Wetter häufig sehr feucht ist. Zudem plagen Midges, eine Art Mücke, die Wanderer vor allem in den Sommermonaten.

Die Orientierung auf dem West Highland Way ist nicht weiter schwierig, da der gesamte Trail mit dem typischen WHW-Symbol, einer umschlossenen Distel, markiert ist. Das Zelten ist nahezu überall erlaubt, was einem größtmögliche Flexibilität bietet. Man kann seine Strecke somit jeden Tag an die Umstände und Kondition anpassen. Einzige Ausnahme vom Wildcampen bildet der Abschnitt am Loch Lomond zwischen Drymen und der Ptarmigan Lodge; hier ist es ausdrücklich verboten. Warnschilder weisen netterweise darauf hin. Nichtsdestotrotzdem gibt es auch in diesem Abschnitt des West Highland Ways genug Campingplätze. Wer sich bereits auf dem Trek befindet und aussteigen möchte, kann dies problemlos an vielen kleinen Ortschaften tun.

Tourenbeschreibung

1. Tag: Milngavie – Dumgoyach (8km)

Nach Ankunft in Glasgow sind wir mit dem Bus nach Milngavie aufgebrochen. Ein kurzes Startfoto am WHW-Obelisken und schon startet die siebentägige Wandertour. Es ist bereits früher Nachmittag als wir Milngavie Richtung Norden verlassen. Nach guten 2km beginnt der Mugdock Country Park, den wir bei bedecktem Himmel passieren. Dem Weg folgen wir nun weitere 4km bis zur B812, der wir ein kurzes Stück nach Westen folgen. Nach verlassen der Straße laufen wir noch ein kleines Stück, bis wir in der Nähe der Dumgoyach Farm unser Zelt aufstellen. Der Tag endet so grau wie er begann.

Startpunkt am West Highland Way Obelisk.

 2. Tag: Dumgoyach – Cashel Campsite (25km)

Auch der zweite Tag startet bedeckt. Es ist noch nicht absehbar, dass es sich bei der heutigen Tagestour um eine der schönsten des WHW handelt. Nachdem wir unser Zelt zusammengepackt haben, umlaufen wir den ungewöhnlich anmutenden, mit Bäumen bedeckten Hügel Dumgoyach. Wir folgen einem Schotterweg zwischen Wiesen und Büschen bis zur A811 für etwa 10km. Dort verlassen wir den West Highland Way, um nach Drymen zu gelangen. Es ist die letzte größere Ortschaft vor Kinlochleven. Wir essen und kaufen Proviant ein. Anschließend folgen wir der Old Gartmore Rd aus der Ortschaft für 1,5km bis sie den WHW kreuzt. Nun kehren wir in den Garadhban Forest ein, der zum diesem Zeitpunkt stark abgeholzt ist. Pünktlich zum Verlassen des Waldes beginnt die Sonne zu scheinen. Wir sehen in der Ferne bereits den Conic Hill, dessen Überquerung uns und das Loch Lomond noch trennen.

Weg zum Conic Hill.

Der Aufstieg verläuft östlich unterhalb des Gipfels herum. Es erwartet uns ein traumhafter Blick auf das mit Sonne gesprenkelte Loch Lomond. Wir pausieren kurz vor dem Abstieg und genießen den Blick in die Ferne. Der Abstieg führt uns durch ein kurzes Waldstück nach Balmaha. Wir laufen noch weitere 4km entlang des Loch Lomonds und passieren die Milarrochy Bay bis wir in Cashel auf dem Zeltplatz unser Quartier aufschlagen. Der Tag endet mit einem kühlen Dosenbier und selbsterwärmten Ravioli. Auf der östlichen Seite des Loch Lomonds zwischen Drymen und der Ptarmigan Lodge ist das Zelten außerhalb eines Campingplatzes verboten.

Aufstieg zum Conic Hill.
Traumhafter Blick auf das Loch Lomond.

3. Tag: Cashel Campsite – Cailness (17km)

Gut gefrühstück starten wir in den dritten Wandertag. Dieser führt uns weiter entlang des Loch Lomonds. Es ist bewölkt und die Strecke ist nass. Der Weg führt uns abwechselnd zwischen Streckenabschnitten nahe am Wasser und Waldwegen. In Rowardennan legen wir eine Pause ein und genießen die Zeit am Wasser. Der weitere Weg verläuft recht unspektakulär einen breiten Waldweg entlang bis wir bei Cailness das Tagesziel erreichen. Unser Zelt bauen wir nahe am Wasser auf, was einerseits einen tollen Blick auf das Loch Lomond mit sich bringt, andererseits leider auch jede Menge nervtötende Midges anzieht.

Weg nach Rowardennan.

4. Tag: Cailness – Auchtertyre (30km)

Ausgeschlafen brechen wir später als die ersten Tage auf. Knappe 3km wandern wir über Pfade nah am Wasser bis nach Inversnaid, wo wir bereits zu Mittag essen. Nach dem kleinen Örtchen geht es weiter über schmale, bewachsene Pfade. Wir passieren Rob Roy’s Cave, eine kleine Höhle unter einem Großen Felsen, die durch Sträucher und Bäumen nur vom Nahen zu sehen ist. Kurz darauf folgt ein Abschnitt, an dem ich meinen Rucksack absetzen musste, da der Pfad zwischen Fels und Baum zu schmal wurde. Nun durchwandern wir ein Meer aus Farnen. Das Ende des Loch Lomonds rückt näher, doch zuvor kommen wir noch an einer einfachen Schutzhütte, der Doune Bothy, vorbei. Wir steigen kurz über einen Wiesenpfad zum Ufer des Loch Lomonds ab. Dort Pausieren wir ein letztes mal am Wasser.

Blick zurück auf das Loch Lomond.

Anschließend folgen wir im leichten Aufstieg einen gras- und farnbewachsenen Pfad. Wir lassen ein letzten mal den Blick zurück auf das Loch Lomond schweifen, bevor wir diesen Abschnitt nach Inverarnan verlassen. Dort angekommen stärken wir uns mit einem kühlen Glas Bier. Wir entscheiden uns, trotz bisherigem 15km Marsch, weiter zu laufen. Es sollte unser längster Wandertag werden. Über Schotter- und Waldwege gelangen wir nach weiteren 15km nach Auchtertyre, wo unser Tag mit Einsetzen der Dunkelheit endet.

5. Tag: Auchtertyre – Inveroran (20km)

Der Vortag steck uns in den Knochen. Wir beginnen den Tag gemächlicht mit einem Tee, den wir uns in der gemeinschaftlichen Küche der Campsite zubereiten. Dort kommen wir mit anderen Wanderern ins Gespräch, die den WHW von Nord nach Süd laufen. Wir haben erfahren, dass uns noch der „Devil’s Stare Case“ bevorsteht – hierzu später mehr. Unser nächstes Ziel ist zunächst Tyndrum, was wir nach 4km Entfernung erreichen. Dort füllen wir unseren Proviant auf. Auf abwechselnd breitem und schmalem Schotterweg verlassen wir Tyndrum und laufen eine ganze Weile parallel zur Zuglinie. Der Blick richtet sich für 5km auf den nicht zu übersehenden Beinn Dorain, zu dessen Fuß wir uns hinbewegen.

Zum Fuße des Beinn Dorain.

Es ist bedeckt und regnet zeitweise leicht. Auf der Brücke am Fußes des Benn Dorain stoppen wir, da ich eine Blase am Fuß verarzten muss. Danach folgen wir dem Weg westlich für 5km bis nach Bridge of Orchy. Wir überqueren den Fluss Orchy, danach geht es bergauf durch Wald. Weiter aufwärts verlassen wir den Wald auf einen grasbewachsenen Hügel. Die Luft ist sehr feucht und neblig. Nichtsdestotrotzdem bietet sich einem ein schöner und zugleich bedrückender Blick auf das vernebelte Loch Tulla. Wir pausieren und lassen die Eindrücke auf uns einwirken. Beim Abstieg sieht man in der Ferne unser Tagesziel – das Inveroran Hotel. Wir bauen unser Zelt nahe am Fluss Allt Tolaghan auf.

Abstieg zum Loch Tulla.

6. Tag: Inveroran – Kinlochleven (28km)

Guten Morgen Tag 6. Die Sonne weckt uns. Es ist trocken und warm, eher ungewöhnlich für die letzten Tage. Wir starten mit einem typischen „Englischen Frühstück“ im Inveroran Hotel, bevor wir nach Kinlochleven aufbrechen, unser 29km entferntes Tagesziel. Der heutige Tag führt uns mitten hinein in die Highlands. Nach etwa 1km vom Inveroran Hotel aus erreichen wir die Victoria Bridge. Ab hier folgen wir dem Weg für 15km im ständigen Auf und Ab über Schotter und Pfade bis wir zum Kingshouse Hotel gelangen. Bei schlechtem Wetter könnte es auf dem Abschnitt zu Orientierungsschwierigkeiten kommen. Wir essen zu Mittag und genießen den Blick auf den malerischen Berg Buachaille Etive Mor.

Buachaille Etive Mor.

Nun laufen wir für etwa 4km parallel zur A82(T) nach Altnafeadh. Von hier aus sieht man bereits die „Devil’s Stare Case“, den größten Anstieg des gesamten WHW. In kürzester Zeit läuft man in Serpentinen über 300 Höhenmeter hinauf. Oben angekommen eröffnet sich einem ein wunderschöner Blick in die grünen Hügel der Highlands.

Blick hinunter vom „Devil’s Stare Case“.

Wir steigen auf der Rückseite hinab. Weitere geht es im Auf und Ab durch die weiten der Highlands bis wir über einen Waldabschnitt nach Kinlochleven gelangen. Hier schlagen wir das letzte Mal unser Zelt auf, kaufen Proviant für den letzten Abschnitt und lassen den Abend in einem Pub ausklingen.

Auf dem Weg nach Kinlochleven.

7. Tag: Kinlochleven – Fort William (24km)

Erschöpft beginnen wir den letzten Tag auf dem WHW. Unglücklicherweise müssen wir beim Verlassen von Kinlochleven zunächst einen satten Anstieg bewältigen. Dieser leitet uns durch Wald hinauf auf einen breiten Weg. Diesem folgen wir durch ein grasgrünes Tal umschlossen von grasbewachsenen Hügeln. Nach 5km passieren wir eine alte Ruine.

Ruine entlang des Weges.

Der anfangs idyllische Weg wandelt sich zwischenzeitig zu einer trostlosen Wanderung, da viele Waldabschnitte abgeholzt wurden. Gute 6km vor dem Ziel ist der höchste Berg des Vereinten Königreichs, der Ben Nevis, wolkenlos zu sehen. Optisch unterscheidet er sich von den umliegenden Bergen und Hügeln nur durch seine nicht-grüne, steinerne Kuppe. Wir laufen jedoch weiter, ohne den 1345m hohen Berg zu erklimmen. Mit schmerzenden Füßen glauben wir, das Ziel erreicht zu haben, doch wir lagen falsch – es handelt sich um das ursprüngliche Ende des WHW. Das neu Ende befindet sich mitten in Fort William. Glücklich schießen wir ein Abschlussfoto.

Weg nach Fort William.
Neues Ende des West Highland Ways.

Mein Fazit

Der West Highland Way ist ein konrastreicher Fernwanderweg, den ich vor allem für Anfänger empfehlen kann. Es sind sehr abwechslungsreiche Abschnitte zu bewältigen, die allesamt technisch unschwierig sind. Mir gefielen besonders die anfänglichen und letzteren Passagen am Loch Lomond sowie der Abschnitt um den „Devil’s Stare Case“. Man ist für sich, trifft jedoch hin und wieder anderen Wanderer. Die Freiheit, nahezu überall sein Zelt aufzuschlagen, ermöglicht besonders flexibles Wandern. Zudem kann man an vielen Stellen den WHW nach Glasgow oder Fort William verlassen. Wanderern, die größere Höhen erklimmen wollen oder nur bei Sonne aus dem Haus gehen, würde ich diesen Trail allerdings nicht empfehlen.