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Triglav
12-15h, 18km
Schwierig
Klettersteigset, Kletterhandschuhe, Steinschlaghelm, Kopflampe, Wanderstöcke.
Juli – September
Mit dem Auto in 20min von Mojstrana zum Parkplatz an der Aljažev dom. Die Parkgebühr beträgt 6€ (Stand: 08/22). Diese wird einem Parkwächter bei Einfahrt kassiert.


Triglav: Tageswanderung auf den höchsten Gipfel Sloweniens
Der Triglav ist mit einer Höhe von 2864m der höchste Gipfel Sloweniens. Er befindet sich in den Julischen Alpen und bildet das Zentrum des Triglav-Nationalparks. Um auf den Gipfel zu gelangen, gibt es mehrere Wegführungen unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade. Allen gemein ist, dass wesentliche Abschnitte über Klettersteige führen. Der einfachste und wohlmöglich kürzeste Weg startet dabei im Norden und wird in diesem Bericht beschrieben. Der Nordaufstieg startet am Parkplatz des Aljažev dom, verläuft bis zum Ende des Tals, steigt dort über den Prag-Weg bis zur Triglav-Hütte auf, um über den Kleinen Triglav und einem exponierten Gratsteig zum Gipfel-Turm des Triglavs zu führen.

Als Tagestour ist zu beachten, dass aufgrund der Länge und der zurückzulegenden Höhenmeter ein frühzeitiger Start unabdingbar ist. Empfehlenswert ist ein Start um 5 Uhr mit Kopflampe. Die Wegmarkierung besteht aus Wegweisern mit Zwischenzielen und farbigen Markierungen (Kreise und Pfeile). Bei Regen, Schnee sowie Gewitter ist von dieser Tour ausdrücklich abzuraten. Insbesondere nach der Triglav-Hütte gibt es keinerlei Schutz.
Tourenbeschreibung
Zustieg zum Prag-Weg
Wir starten unsere Tour am 4:45 Uhr morgens bei Dunkelheit am Parkplatz der Aljažev dom. Neben unserem sind bereits zahlreiche weitere Autos vor Ort. Vermutlich haben die meisten dasselbe Ziel wie wir. Mit eingeschalteter Kopflampe wandern wir nun Richtung Süden los, zunächst vorbei an der Aljažev dom und weiter durch Wald auf breitem Weg. Nach einiger Zeit erreichen das Flussbett der Bistrica. Der Pfad führt uns allerdings noch etwas weiter auf der Westseite der Bistrica, welche wir kurz vor Talende an der Quelle passieren.

Fortan beginnt der Weg unterhalb anzusteigen. Wir können bereits Lichter in der vor uns liegenden Triglav-Nordwand erkennen. Nach einer kurzen Schuttrampe beginnt bereits der erste und zugleich ausgedehnte Kanal mit Metallstäben, der uns einfache Kletterei abverlangt. Langsam wird es hell, sodass wir die Kopflampe ausschalten können. Bis zum eigentlichen „Prag-Weg“ gelangen, steigt unser Pfad noch etwas Richtung Norden an. Wir laufen über Schuttwege, durch seichtes Grün hindurch und benutzen immer mal wieder die Hände für einfache Kletterei an Metallstiften. Die Aussicht über das Vrata-Tal ist dabei stets wunderbar. Nach einer scharfen 180°-Kehre erreichen wir kurzerhand den eigentlichen Einstieg in die Kletterpassagen.

Prag-Weg: Gesicherter Klettersteig über die Triglav-Nordroute
Nun stehen wir vor einer etwa 15 Meter hohen Wand, die mit Drahtseilen, Metallstiften und Metallbügeln sowie in den Fels geschlagene Stufen entschärft worden ist. Technisch ist diese Wand nicht sonderlich schwierig, allerdings sollte man keine Höhenangst haben. Wer sich hierbei unwohl fühlt, sollte den Weg bestenfalls nicht weiterlaufen!

Weiter geht es auf der linken Seite einer großen Rinne aus Fels und Schutt. Steil aufwärts folgen alsbald wieder Metallstifte und Schuttfelder. Vor einer massiven Wand queren wir die Rinne über lockeren Schutt zur rechten Seite, bevor wir dieses Hindernis über einen ausgedehnten Eisenstangensteig überwinden müssen.

Auf grünem Pfad und vorbei an jeder Menge Geröll wechseln wir wieder auf die linken Seite, wo wir unterhalb der Steilwand zu einem Wegweiser gelangen. Hier endet sodann der „Prag-Weg“. Über eine weitere Steilrampe aus Schutt und Geröll erreichen wir den Abzweig zwischen Dom Valentina Staniča und Triglavski Dom.

Aufstieg zur Triglavski Dom
An dieser Abzweigung halten wir uns Richtung Kredarica und Triglavski Dom. Der Weg steigt nun durch einen massiven Felskessel in die Höhe, wo einige Male Hand an den Fels gelegt werden muss. Rot Pfeile, Kreismarkierungen, Steinmänner und Pfosten leiten uns weiter hinauf, vorbei an Felsbrocken und tiefe Einschnitte sowie über glatte Felsplatten hinweg. Der Triglav befindet sich fortan immer im Blickfeld. Man kann sogar den Turm auf dem Gipfel erkennen. Kurz vor der Hütte gibt es noch einen Klettersteig mit Drahtseilversicherung und Metallstiften. Dann erreichen wir bald die Triglav-Hütte für eine ausgiebige Pause.

Luftige Besteigung des Triglav
Ab Hütte geht es ein kurzes Stück zurück zum Wegweiser (2515m), der uns zum Klettersteig-Einstieg des Mali Triglav (Kleiner Triglav) leitet. Nahezu der gesamte folgende Steig ist mit Drahtseilen gesichert und durch Metallstäbe entschärft. Der steile Klettersteig windet sich südwestlich den Kleinen Triglav hinauf. Uns kommen immer wieder größere Gruppen entgegen, die wir an breitere Stelle passieren lassen.

Das Wetter uns die Aussicht sind perfekt! Sodann erreichen wir den Gipfel des Mali Triglav (2725m), von wo aus ein mit Schutt überzogener Pfad Richtung Triglav führt. Der „Pfad“ steigt leicht abwärts über einen wunderschönen Grat. Gut gesichert erreichen wir den tiefsten Punkt des Grats und steigen dann zunächst seicht, dann deutlich steil Richtung Zielgipfel auf. Nach einer ausgedehnten Kletterpassage gipfelt unsere Tour am Turm des Triglav auf 2864m Höhe.

Auf dem Dach Sloweniens
Am Gipfel angekommen suchen wir uns als erstes einen schönen Platz auf der Westseite. Das obligatorischen Metallturm-Bild (Aljažev Stolp) darf natürlich nicht fehlen. Die Blicke schweifen über die Julischen Alpen und den Triglav-Nationalpark.

Der Startparkplatz wirkt irrwitzig klein, der Felskessel unterhalb der Triglav-Hütte noch deutlich beeindruckender als aus nächster Nähe und der Gratweg magisch. Nach einigen Gipfelrund und entspannter Rast müssen wir leider wieder absteigen. Der Rückweg entspricht der Aufstiegsroute. Allerdings ist in den Kletterpassagen mehr Vorsicht geboten.

Mein Fazit
Die Besteigung des Triglav ist die Krönung bei einem Besuch des Triglav Nationalparks. Auf kurzer Strecke durchwandert man eine Vielzahl an unterschiedlichen Landschaftsbildern und Vegetationen. Angefangen im bewaldeten Tal, weiter durch felsige Kletterpassagen, durch einen Felskessel hindurch, durch eine Art Gesteinswüste und zuletzt über einen luftigen Grat zum Gipfel des Triglav mit spektakulärer Aussicht über die Julischen Alpen.
Die Tour als Tageswanderung ist sehr ausdauernd und bedarf eines frühen Starts. Wer sich nicht im Stande sieht, 12-13 Stunden zu wandern, sollte sich einen Schlafplatz auf der Triglav Hütte reservieren. Da die Besteigung für Wanderer ein anspruchsvolles Vergnügen darstellt, sei darauf hingewiesen, dass die steilste Kletterpassage relativ am Anfang des Prag-Wegs auftritt. Wer sich diese gesicherte Passage nicht zutraut, kann hier noch problemlos umkehren! Darauffolgend sind einige Kletterpassagen ohne Drahtseilversicherung, die lediglich durch Metallstifte vereinfacht werden. Im Gipfelbereich ist hingegen fast durchgehend ein Sicherungsdrahtseil verbaut, das mir persönlich auch an steileren Stellen das Vorankommen erleichtert hat. Kurzum: Länge und Anspruch dieser Tour sind nicht zu unterschätzen, aber ein Aufstieg auf das Dach Sloweniens ist ein einmaliges Erlebnis!